Achtung: Zug hat Vorfahrt!

Betrieb

Durchdringendes Pfeifen, kreischende Stahlräder, aufwirbelnder Sand und ein Zug, der daher donnert und ziemlich bedrohlich wirkt, während man selbst – vor Schreck fast bewegungsunfähig – den tonnenschweren Koloss direkt auf sich zufahren sieht. Das will bestimmt niemand erleben. Und doch begeben sich immer wieder Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen in Gefahr, von einem Zug überrollt zu werden. Die BRB kann nur eindringlich bitten: Begeben Sie sich nirgends an ungesicherten Streckenabschnitten auf die Gleise. Das kann erstens teuer werden und zweitens tödlich enden.

Trampelpfade, die irgendwo über die Gleise führen, weil man sich ein Stück Weg und Zeit bis zur Über- oder Unterführung oder zum gesicherten Bahnübergang spart, geben ein Zeugnis davon, wie sorglos manche unterwegs sind. Gerade Pendlerinnen kennen die Durchsagen der Kundenbetreuerinnen und Triebfahrzeugführer*innen: „Personen im Gleis, die Weiterfahrt verzögert sich auf unbestimmte Zeit.“

„Wer live erlebt hat, wie lange es dauert, bis ein Zug zum Stehen kommt, wird künftig vorsichtiger sein“. Das ist die große Hoffnung des BRB-Geschäftsführers Arnulf Schuchmann. Deshalb haben wir bereits zum zweiten Mal die Aktion „Zug hat Vorfahrt“ durchgeführt. Dieses Mal im Netz Berchtesgaden-Ruhpolding am Bahnhalt Ainring. Als Partner waren DB Sicherheit, Bundespolizei, ADAC Südbayern und eine Schulklasse der „Realschule im Rupertiwinkel“ mit dabei. Was die Kinder der Klasse 6 b zu erzählen hatten, zeigte die Dimension der Vorfälle. Ein Großteil der Jungs und Mädchen konnte berichten, dass er oder sie schon Zeuge eines Vorfalls geworden sei, der schlimm hätte ausgehen können.

Beeindruckt waren die Kinder in Ainring vor allem von der Schnellbremsung des Zuges. Laut und furchteinflößend kam er daher und viele hatten sich beim Bremsweg ordentlich verschätzt. Der Film vom Aktionstag (LINK) zeigt die Dimension der Schnellbremsung, Schulkinder erzählen von ihren Erlebnissen, ein Triebfahrzeugführer schildert Erlebnisse, die ihn sichtlich mitgenommen haben, und Bundespolizei und BRB erklären zum Beispiel die Folgen, die finanziell auf die Verursacher zukommen und welche Auswirkungen auf den Zugverkehr damit verbunden sind, wenn Streckensperrungen angeordnet werden. Ein Film, den sich hoffentlich viele ansehen und besonders auch Eltern mit ihren Kindern. Prävention ist das A und O, damit Unachtsamkeit und Zeitdruck nicht noch mehr Opfer fordern.

Wer live erlebt hat, wie lange es dauert, bis ein Zug zum Stehen kommt, wird künftig vorsichtiger sein.
Arnulf Schuchmann, BRB-Geschäftsführer

Der Bremsweg eines Zuges kann bis zu einem Kilometer betragen, je nach Geschwindigkeit, Länge und damit Gewicht des Zuges und Witterung. In Ainring waren es unter optimalen Bedingungen „nur“ wenige hundert Meter, aber deutlich mehr als bei einem Auto. Der Sand, der am Fahrzeug vor die Räder gesprüht wird, soll übrigens die Reibung vergrößern, damit der Zug schneller steht. Denn die Auflagefläche zwischen Rad und Gleisoberfläche ist nicht größer als ein Fingernagel, es ist also kaum Reibungswiderstand vorhanden.

In diesem Flyer, der speziell junge Menschen anspricht, aber auch für alle anderen Sorglosen gedacht ist, die nur mal schnell über das Gleis wollen, sind die wichtigsten Tipps zusammengefasst.

In dieser Liste ist genau aufgeschlüsselt, welche Vorkommnisse es innerhalb von zwei Jahren im Netz Berchtesgaden-Ruhpolding gab. Darunter leider auch zwei Todesfälle. Kaum zu glauben, was man dort zu lesen bekommt.

Annette Luckner

Annette Luckner

Pressesprecherin, BRB