Geschäftsführer Arnulf Schuchmann gibt einen Überblick über die Neuerungen im gesamten Netz der BRB zum Fahrplanwechsel.
Was tut sich bei der BRB am 11. Dezember, wenn der neue Fahrplan in Kraft tritt?
Arnulf Schuchmann: Wir nehmen zwei neue Streckenabschnitte in Betrieb, haben bis dahin im Netz Ammersee-Altmühltal alle Altfahrzeuge gegen neue ausgetauscht und sind dann dort insgesamt mit mehr Fahrzeugen unterwegs. Auch im Netz Berchtesgaden-Ruhpolding kommen zwei Neufahrzeuge zum Einsatz. In den Fahrplänen selbst gibt es nur Kleinigkeiten im Minutenbereich, die geändert wurden.
Die BRB hat ein Streckennetz, das in fünf Regionen aufgeteilt ist: Ostallgäu-Lechfeld, Ammersee-Altmühltal, Oberland, Chiemgau-Inntal und Berchtesgaden-Ruhpolding, es erstreckt sich damit über den ganzen Süden Bayerns. Alles, was mit dem Betrieb dieser Netze zu tun hat, geschieht in enger Abstimmung mit der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), die den Schienenpersonennahverkehr im Freistaat plant, finanziert und kontrolliert. Im Netz Ammersee-Altmühltal kommt jetzt der Streckenast zwischen Augsburg Hauptbahnhof und Gessertshausen hinzu. Was erwartet die Fahrgäste auf dem Streckenabschnitt?
Arnulf Schuchmann: Unsere BRB-Züge sind von Montag bis Freitag zu den Hauptverkehrszeiten zusätzlich als Verstärkung auf der Strecke unterwegs. Allerdings müssen wir wegen akuten Personalmangels vorerst im morgendlichen Schülerverkehr von Gessertshausen Richtung Augsburg bei einer Verbindung auf Schienenersatzverkehr mit Bussen ausweichen oder die Schülerinnen und Schüler fahren eine Viertelstunde früher los als gewohnt. Das bedauern wir sehr, es gibt aber derzeit keine fahrplan- und personalschonendere Möglichkeit. Alle anderen Szenarien würden mehr Ausfälle bedeuten, das haben unsere Planer durchgerechnet. Die Fahrgäste erwartet, wie im gesamten Netz, eine modern ausgestattete, neue Fahrzeugflotte. Wir haben die Fahrzeuge bereits seit einiger Zeit im Testbetrieb laufen und die Resonanz der Fahrgäste ist positiv. Die Sitzabstände und Tische sind bei den neuen LINT der Firma Alstom etwas größer und die Mittelarmlehnen können heruntergeklappt werden. Mehr Gepäckablagen und Gepäckracks an den Einstiegen, Steckdosen und USB-Anschlüsse sorgen für mehr Komfort. Gut sichtbare und lesbare Monitore ermöglichen eine Fahrgastinformation in Echtzeit. Technisch sind unsere 41 neuen Fahrzeuge auf dem neuesten Stand, was sie auch umweltfreundlicher macht als die Altfahrzeuge.
Im Netz Berchtesgaden-Ruhpolding kommt die Strecke zwischen Traunstein und Ruhpolding hinzu. Dort wird die erste Bewährungsprobe im Januar gleich der Biathlon-Weltcup mit sehr vielen Sportfans aus nah und fern sein. Welche Fahrzeuge fahren auf dieser Strecke?
Arnulf Schuchmann: Für diese Strecke wurden zwei Neufahrzeuge des Typs FLIRT der Firma Stadler angeschafft. Neben modernster Fahrgastinformation gibt es in beiden Fahrzeugen auch WLAN und ebenfalls Steckdosen samt USB-Anschlüssen. Sowohl in unseren LINTs als auch in unseren FLIRTs schaffen wir durch modernste Klimatechnik eine hohe Luftaustauschfrequenz, was gerade jetzt, in der kalten Jahreszeit mit mehr Corona- und auch Grippeinfektionen, ein großer Vorteil ist.
Für Radfahrer tut sich auf einzelnen Strecken auch etwas, Räder können zum Teil kostenlos mitgenommen werden. Aber leider nicht überall, oder?
Arnulf Schuchmann: Das stimmt, nicht überall. In den Netzen Berchtesgaden-Ruhpolding und Chiemgau-Inntal wird die kostenlose Fahrradmitnahme ausgeweitet. Sie gilt auf den Strecken Übersee – Teisendorf – Salzburg Hauptbahnhof, Traunstein – Ruhpolding und Freilassing – Berchtesgaden, finanziert durch die Landkreise Berchtesgadener Land und Traunstein. Die Finanzierung ist auch der Grund, warum die Fahrradmitnahme nur dort angeboten werden kann. Die Anzahl der Räder ist übrigens aus Sicherheitsgründen pro Zug begrenzt.
Die Bahnbranche ist seit Corona, also seit inzwischen fast drei Jahren, arg gebeutelt. Was erwarten Sie vom Jahr 2023?
Arnulf Schuchmann: Die gesamte Bahnbranche befindet sich zwischen Hoffen und Bangen. Neben der Umsetzung des Deutschlandtickets für 49 Euro und eventueller Coronamaßnahmen im Winter, sind auch der hohe Krankenstand durch Corona bei den BRB-Mitarbeitenden und der generelle Fachkräftemangel in ganz Deutschland ein riesiges Problem, das schwer zu lösen sein wird. Es kann durchaus auch bei der BRB so weit kommen, dass Züge kurzfristig ausfallen und gegebenenfalls auch Notfallfahrpläne gefahren werden müssen. Das wäre zwar äußerst bedauerlich, aber lieber haben unsere Fahrgäste verlässliche, ausgedünnte Fahrpläne, als täglich wechselnde Fahrzeiten, weil nicht alle Schichten besetzt werden können. Außerdem kann dann auch wieder ein geregelter Betrieb stattfinden, statt immer wieder ad hoc umdisponieren zu müssen.
Um wieder auf die Vor-Corona-Fahrgastzahlen zu kommen, müssen die Zahlen noch steigen. Erstens um selbst als Unternehmen zu überleben und natürlich auch aus Klimaschutzgründen. Ich setze dabei stark auf das Deutschlandticket, das gerade auch für Pendler äußerst attraktiv ist.
Verbunden ist der Fahrplanwechsel auch in diesem Jahr mit Tariferhöhungen. Unvermeidbar?
Arnulf Schuchmann: Grundlage für die neuen Preise ist die Anpassung, auf die sich die Eisenbahnverkehrsunternehmen und Aufgabenträger deutschlandweit im Rahmen des Deutschlandtarifverbunds einigen müssen. Dementsprechend werden auch die Preise für die Tickets in den Zügen der BRB angehoben.
Wie sieht es denn mit dem Deutschlandticket aus?
Arnulf Schuchmann: Was das Deutschlandticket betrifft, wird bei der BRB im Hintergrund schon alles dafür vorbereitet, dass es zum Start reibungslos anlaufen kann. Dabei profitieren wir von den Erfahrungen aus der Umsetzung des 9-Euro-Tickets. Wann genau der Startschuss erfolgen wird, wissen wir bisher nicht. Sicher ist, dass die Abonnent*innen rechtzeitig über Änderungen informiert werden und selbstverständlich in den Genuss des Deutschlandtickets kommen. Folglich besteht kein Grund, jetzt das Abo vorsichtshalber zu kündigen. Was in diesem Zusammenhang wichtig ist, wir sind auf das Geld aus allen Ticketverkäufen und natürlich auch aus den Abo-Verkäufen dringend angewiesen. Stark steigende Energiepreise treffen auch uns hart und die Fahrgastzahlen haben längst nicht das Niveau aus dem Jahr 2019, also vor Corona erreicht, abgesehen von den drei Monaten 9-Euro-Ticket. Aber um wieder auf die Vor-Corona-Fahrgastzahlen zu kommen, müssen die Zahlen noch steigen. Erstens um selbst als Unternehmen zu überleben und natürlich auch aus Klimaschutzgründen. Ich setze dabei stark auf das Deutschlandticket, das gerade auch für Pendler äußerst attraktiv ist.