Diese Fotos gingen vor ziemlich genau einem Jahr um die Welt – naja, vielleicht ist das etwas übertrieben, aber deutschlandweit wurden sie vielfach veröffentlicht. Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte und diese sagten im Dezember 2023, dass der Wintereinbruch so extrem war, dass der Bahnverkehr tagelang zum Stillstand kam. Es schneite in kurzer Zeit so viel, dass anschließend nichts mehr ging.
Die oft gestellten Fragen lauteten: Wie können die langanhaltenden Auswirkungen künftig verhindert werden? Wie kann man die Schneemassen beherrschen, damit der Zugverkehr schneller wieder rollt? Auf das Wetter haben wir keinen Einfluss, auf alle Extremwetterereignisse wie Starkregen, Sturm und Schnee können wir uns unmöglich umfassend vorbereiten. Zum Vergleich Dezember 2023 und 2024: In diesem Jahr hatten wir bisher eher milde Temperaturen und von Schnee kaum eine Spur (Stand 23.12.2024).
Wie die alljährlichen Vorbereitungen aussehen, haben wir im vergangenen Jahr schon in einem Blog ausführlich beschrieben. Das Wichtigste ist, dass die DB InfraGO AG als Infrastrukturverantwortliche die Strecken befahrbar hält. Intern unternehmen wir alles, was uns als Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) möglich ist.
Die Fahrzeuge bekommen z.B. Winterdiesel, Kupplungen werden bei Bedarf mit Schutzhauben ausgerüstet, um sie vor Schnee und Eis zu schützen. Bei zu erwartenden starken Schneefällen starten die Triebfahrzeugführer*innen mit ihren Diensten ihre erste Schicht bis zu einer halben Stunde früher. In den Betriebsruhen zwischen dem letzten Zug in der Nacht und dem ersten Zug am Morgen fahren wir, wenn nötig, mit einem Triebfahrzeug als sogenannte „Spurlok“ die Strecken ab. Das hilft aber alles nichts, wenn die Strecke durch Bäume, welche durch die Schneelast ins Gleis fallen, blockiert ist. Auch kann der Zug nicht fahren, wenn Weichen eingefroren sind und nicht umgestellt werden können. Leider sind wir hier von der DB abhängig. Zum Vergleich: Wenn eine Straße nicht geräumt wird, kann ein Auto noch so gut für den Winter gerüstet sein, es kann trotzdem nicht fahren. Dasselbe gilt für die Bahnsteige. Wenn hier die DB nicht räumt, können wir als EVU nur anmahnen und auf die Räumung drängen. Wir sind hier aber vom Anbieter der Infrastruktur abhängig.
Standardmäßig haben wir seit einigen Wochen freitags eine „Vorschau Wetterlage“ als Online-Besprechung eingeführt. Daran nehmen Mitarbeitende aller betrieblichen Bereiche teil, um unter anderem die Wetterlagen für das Wochenende zu prüfen.
Das Streckennetz der BRB ist groß und weit verzweigt, geht grob gesagt von Eichstädt über Ingolstadt und Augsburg bis Füssen und bis Schongau und über Geltendorf nach München und von dort über Holzkirchen nach Lenggries, Tegernsee und Bayrischzell, über Rosenheim bis Salzburg und auch nach Kufstein, Ruhpolding und Berchtesgaden, fast 850 Kilometer und mit diversen Wetterlagen. In Augsburg ist es neblig und in Holzkirchen scheint zeitgleich die Sonne. In Ingolstadt regnet es wie verrückt und in Berchtesgaden ist es eisig kalt mit Glättegefahr. Die unterschiedlichen Wetterlagen gilt es zu berücksichtigen.
Und wenn trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und trotz aller Vorkehrungen doch das Wetter gegen die Technik gewinnt? Dann ist eine gut funktionierende Fahrgastinformation wichtig. Seit einigen Wochen haben wir dafür einen eigenen WhatsApp-Kanal, netzspezifisch unterteilt, mit Informationen zu Verspätungen, größeren Störungen und Schienenersatzverkehr. Blitzschnell können wir damit wortwörtlich „in Echtzeit“ unsere Fahrgäste informieren. Jede Änderung wird selbstverständlich auch sofort kommuniziert. Wer gerade nicht Zug fährt und keine Infos braucht, kann den abonnierten Kanal vorübergehend stummschalten und bei Bedarf problemlos wieder mit einem Klick aktivieren.
Durch Wind, Wetter, Schnee und Eis müssen sich übrigens auch unsere Triebfahrzeugführenden kämpfen, die in aller Frühe die Fahrzeuge aufrüsten. Zu Beginn der Frühschicht fährt noch kein anderes öffentliches Personennahverkehrsmittel, sie müssen also mit dem eigenen Pkw oder Fahrrad zum Dienst kommen und schon das ist manchmal im Winter eine echte Herausforderung.
„Aufrüsten“ heißt übrigens, dass sie das Fahrzeug für die erste Fahrt am Tag vorbereiten müssen. Dazu gehört auch, einmal Außen um das gesamte Fahrzeug zu laufen und alles in Augenschein zu nehmen. Auch das ist im Winter im hohen Schnee und bei klirrender Kälte im Dunklen kein Vergnügen und dauert, je nach Fahrzeuglänge, eine ganze Weile.
Es gibt übrigens auch Wintertage mit Bilderbuchwetter, wie auf diesem Foto, ganz ohne Beeinträchtigungen im Bahnverkehr, fast wie im Märchen 😉
Pressesprecherin, BRB