Wasserstoff als Alternative zu Kohle und Gas soll helfen, den CO₂-Ausstoß drastisch zu senken. Diese Technologie ist auch im Eisenbahnbereich eine der Alternativen zu dieselbetriebenen Fahrzeugen. „Deshalb haben wir als innovatives und technologieoffenes Unternehmen die Chance genutzt, gemeinsam mit dem Freistaat Bayern und der Bayerischen Eisenbahngesellschaft einen Wasserstoffzug der Firma SiemensMobility in zwei unserer Netze zu testen“, erklärt BRB-Geschäftsführer Fabian Amini.
Noch dazu, wo die internationale Transdev-Gruppe, zu der die BRB gehört, der größte Betreiber von Elektrobussen in Europa ist und bereits Erfahrungen mit Wasserstoffbussen besitzt. Dr. Tobias Heinemann, Sprecher der Transdev-Geschäftsführung in Deutschland, sieht in dem Probebetrieb in Bayern die konsequente Fortsetzung dieser Firmenphilosophie: „Wir sind für alles offen, was dem Klimaschutz nachhaltig dienen kann, und dazu gehört auf jeden Fall auch der Antrieb mit Wasserstoff. Und mit unserer Schwestergesellschaft Rhenus haben wir bereits einen kompetenten Partner an der Seite, der uns bei der Wasserstofflogistik unterstützen kann.“
Amini sieht die Elektrifizierung möglichst vieler Bahnstrecken nach wie vor als die ökologisch und ökonomisch beste Lösung für die dringend erforderliche Energiewende im Verkehr. Aber überall, wo diese nicht möglich oder sinnvoll sei, bedürfe es alternativer und intensiv erprobter Antriebslösungen, damit die Mobilität treibhausgasneutral werden könne. Deshalb begrüßt Amini die Offensive der Bayerischen Staatsregierung in diesem Bereich und freut sich, mit der BRB an Projekten mitzuwirken, die die Klimawende deutlich voranbringen. Deshalb habe man sich auch entschieden, den Wasserstoff-Probebetrieb mit den Partnern Freistaat, Siemens Mobility und Bayerischer Eisenbahngesellschaft durchzuführen.
Arnulf Schuchmann, der als technischer Geschäftsführer bei der BRB für die Umsetzung des Projektes verantwortlich ist, erklärt den zeitlichen Horizont: „Der Zug wird im Laufe des Jahres 2023 seine Jungfernfahrt absolvieren und ab Januar 2024 in unseren Netzen Ostallgäu-Lechfeld und Ammersee-Altmühltal von Montag bis Freitag unterwegs sein. Der Probebetrieb wird etwa zweieinhalb Jahre dauern.“ Bis zum Start hat die BRB allerdings noch einige Vorbereitungen zu treffen. Besondere Sicherheitsauflagen gilt es zu berücksichtigen, denn Wasserstoff ist ein explosives Gas. Für die Wartung des „Mireo Plus H“ muss das Personal im Augsburger Bahnbetriebswerk geschult werden, genauso wie Triebfahrzeugführende und Kundenbetreuerinnen und Kundenbetreuer sowie die Notfallbereitschaft. Betankungsdauer, Abschleppkonzept, Ausarbeitung der Strecke und viele andere Aktivitäten haben bereits begonnen.
Wasserstoffzüge sehen sowohl Schuchmann als auch Amini als echte Alternative auf nicht elektrifizierbaren Strecken, die in der Nähe von Wasserstoffquellen liegen und möglichst in ein Gesamtkonzept der Wasserstofferzeugung und -versorgung vor Ort eingebunden sind. „Viele Details, und dazu zählen auch die Topographie der Strecke, Platzverhältnisse für Betankungsanlagen und rechtliche Vorgaben, sind entscheidend dafür, welcher Antrieb wo sinnvoll ist“, beschreibt Arnulf Schuchmann die Schwierigkeiten. Das Projekt Wasserstoffzug wird vielleicht auch diesbezüglich neue Erkenntnisse liefern. „Wir sind sehr gespannt, unter welchen Rahmenbedingungen, nach Erprobung und Auswertung in einigen Jahren, der Einsatz von Wasserstoffzügen als klimaschonend und gleichzeitig auch rentabel betrachtet werden kann“, blickt Schuchmann in die Zukunft.