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BRB zieht gemischte Bilanz – trotz vieler Herausforderungen auch Grund zum Feiern

Über 30 Millionen Fahrgäste und 13 Millionen Zugkilometer pro Jahr, inzwischen seit 25 Jahren im bayerischen Schienennetz mit heute fünf Netzen unterwegs, über 140 Fahrzeuge und über 850 Mitarbeitende – das ist die BRB in Zahlen. „Wir sind im südbayerischen Raum aus der ÖPNV-Landschaft nicht mehr wegzudenken“, betont BRB-Geschäftsführer Arnulf Schuchmann stolz. Die vergangenen Jahre mit Corona, 9-Euro-Ticket sowie den massiven, sehr kurzfristigen Infrastruktureinschränkungen haben dem Unternehmen und jedem einzelnen Mitarbeitenden viel abverlangt. Deshalb hofft Schuchmann auf ein ruhigeres Jahr 2023.

„Wir wollen den Betrieb stabilisieren und das wird schwer genug bei dem derzeitigen Arbeitskräftemangel“, macht er gleich eine der größten Herausforderungen deutlich. Er schaut mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. 9-Euro-Ticket, Deutschlandticket, Corona und Maskenpflicht, Arbeitskräftemangel, marode Infrastruktur, steigende Personal-, Material- und Kraftstoffkosten – die Liste der Probleme im ÖPNV, die schon 2020 begannen und sich in den nächsten Jahren fortsetzen werden, ist lang. Wo geht die Reise hin? Zumindest bei der BRB blickt man mit verhaltenem Optimismus auf die nächsten Monate. Geschäftsführer Arnulf Schuchmann nennt die Gründe:

„Wir sind trotz aller Widrigkeiten auf einem guten Weg. Nicht umsonst haben wir Ende des Jahres 2022 den Bayerischen Eisenbahnpreis für die höchste Qualitätssteigerung der vergangenen fünf Jahre im Netz Oberland verliehen bekommen. Unser Einsatz zahlt sich aus. Wir haben engagierte Mitarbeitende, die ihre Arbeit gern machen, trotz Schichtdienst und manch unschöner Vorkommnisse mit Fahrgästen. Wir bekommen immer wieder Lob für unsere Mitarbeitenden und auch mehrere Nominierungen für „Eisenbahner mit Herz“ bestätigen das.“

Auch in Sachen Pünktlichkeit kann Schuchmann Positives vermelden. Laut einer offiziellen Statistik der DB liegt die BRB in 2022 insgesamt auf Rang zwei in Bayern. Der Pünktlichkeitswert beträgt im Mittel 90,7 Prozent. „Mit diesem Wert bin ich äußerst zufrieden, ein höherer Wert ist aufgrund des derzeitigen Infrastrukturzustandes kaum möglich.“ Der BRB-Geschäftsführer fährt selbst viel mit dem Zug und weiß um den Ärger der Fahrgäste, wenn es wieder einmal zu Verspätungen kommt. Zu oft werde die Bayerische Regiobahn ausgebremst: durch den bevorrechtigten Fernverkehr, durch marode Infrastruktur, durch die schier aussichtslose Suche nach Arbeitskräften, durch Corona. Doch Schuchmann will nicht nur kritisieren: „Ich habe es in den vielen Jahren, in denen ich in der Bahnbranche tätig bin, nie erlebt, dass so viel über den ÖPNV und speziell den SPNV, den schienengebundenen Nahverkehr, diskutiert wurde. Leider war der Anlass selten ein positiver, aber es tut sich etwas. Ein `Weiter so´ wird es nicht geben können.“

Die nächsten Jahre würden wegen des Sanierungsstaus auf der Schiene noch einmal hart, ist sich Arnulf Schuchmann sicher. Aber dann, wenn jede Schwelle, jedes Stellwerk, jedes Stück marode Infrastruktur erneuert wurde, dann werde der SPNV endlich wieder zuverlässig fahren können. Für heuer sind wieder einige größere Baustellen von den Infrastrukturbetreibern auf den Strecken der BRB angekündigt, so zum Beispiel Anfang Juni zwischen Miesbach und Bayrischzell, im Juli zwischen Tegernsee und Gmund oder auch bereits im April und Mai zwischen Rosenheim und Übersee. Wenn der Zugverkehr reibungslos ohne Störungen läuft, bleibt aber immer noch eine Einschränkung: der Arbeitskräftemangel. „Keiner kann heute sagen, wie lange er dauern wird und das ist das große Dilemma, in dem wir alle branchenweit stecken: es kann nicht alles gefahren werden, was wünschenswert ist, sondern es kann nur gefahren werden, was mit dem vorhandenen Personal zuverlässig möglich ist,“ ist der BRB-Geschäftsführer schonungslos offen und verweist auf die vielen Anstrengungen, die die BRB unternimmt, um neue Arbeitskräfte für den Beruf des Triebfahrzeugführenden und des Kundenbetreuenden zu begeistern.

Auf das Deutschlandticket ist die BRB laut Geschäftsführer bestens vorbereitet und bereits heute kann die BRB online Vorbestellungen aufnehmen. Abonnenten rät das Unternehmen abzuwarten. Vor dem Start des neuen Tickets werden sie ausführlich informiert und können sich dann in Ruhe entscheiden, welches für sie das beste und günstigste Angebot ist. „Im Gegensatz zum 9-Euro-Ticket profitieren dieses Mal unsere treuesten Fahrgäste, nämlich die Pendlerinnen und Pendler, und das ist der richtige Weg, wenn die Rahmenbedingungen für uns Eisenbahnverkehrsunternehmen dann auch stimmen“, ist Schuchmanns Einschätzung dazu.

2023 gibt es auch Grund zum Feiern bei der BRB, stehen doch vier Jubiläen an: Das Netz Oberland feiert 25 Jahre Betrieb durch die BRB, Ammersee-Altmühltal 15, Chiemgau-Inntal zehn und Ostallgäu-Lechfeld fünf Jahre. Das „Küken“ in den fünf Netzen ist Berchtesgaden-Ruhpolding mit seiner Betriebsaufnahme im Dezember 2021. Vor Kurzem erfolgte die erste Nagelprobe auf der neu in Betrieb genommenen Strecke Traunstein – Ruhpolding mit dem Biathlon-Weltcup. Dank zusätzlicher Zugleistungen kamen die Zuschauerinnen und Zuschauer schnell ins Stadion und wieder nach Hause.

Die Entgleisung eines BRB-Zuges vor wenigen Tagen im Bahnhof Peiting Ost hat auch dem BRB-Geschäftsführer im ersten Moment den Schreck in die Glieder fahren lassen, doch schnell konnte so weit Entwarnung gegeben werden, dass niemand zu Schaden gekommen war. Wegen der laufenden Ermittlungen hält sich die BRB mit Informationen derzeit zurück. Doch eines möchte Arnulf Schuchmann betonen: „Gerade weil Unfälle mit Zügen so selten sind, ziehen sie verständlicherweise einen hohe Aufmerksamkeit nach sich. Damit möchte ich den Unfall in Peiting nicht kleinreden, aber eine Zugfahrt ist mit weitem Abstand die sicherste Methode zu reisen.“ Da könne eine Autofahrt niemals mithalten.

„Wir sind und bleiben ein zuverlässiger Mobilitätspartner, unsere Qualitätssteigerung in den Rankings der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, und jetzt kommt mit dem Wasserstofftestzug ein weiterer Meilenstein hinzu. Klimaschutz geht nicht ohne SPNV und die Dieseltechnik, auch wenn wir mit den nagelneuen und topmodern ausgestatteten Fahrzeugen im Netz Ammersee-Altmühltal deutlich umweltschonender als mit der alten Flotte unterwegs sind, ist eine Technik, die wir jetzt noch brauchen, die aber keine große Zukunft mehr haben wird. Deshalb sind wir gerne bereit, zusammen mit der Bayerischen Staatsregierung, der BEG und dem Hersteller Siemens Mobility den Testbetrieb für einen Wasserstoffzug durchzuführen, die Weichen für die Mobilität von morgen zu stellen.“ Der Zug wird voraussichtlich im November geliefert werden und dann im Betriebswerk Augsburg in Betrieb genommen, bevor er Anfang 2024 mit Fahrgästen auf den Strecken Augsburg – Füssen und Augsburg – Weilheim unterwegs sein wird. Er ersetzt dann einen Dieseltriebzug mit einer CO2-Ersparnis von rund 300 Tonnen pro Jahr. Ausgestoßen wird beim grünen Wasserstoff nur Wasserdampf.