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Positiver Rückblick auf Erreichtes, sorgenvoller Blick nach vorn

BRB-Geschäftsführer Arnulf Schuchmann.

Was nicht nur für die BRB, sondern inzwischen für viele, wenn nicht alle Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) ein immer größeres Problem wird, sind stark gestiegene Kosten. BRB-Geschäftsführer Arnulf Schuchmann bezeichnet in seinem Jahresrückblick und -ausblick die Lage als dramatisch. „Einerseits steigen die Kosten für Personal, Material und Energie, andererseits müssen wir Eisenbahnverkehrsunternehmen Strafzahlungen für Verspätungen und Zugausfälle auch dann tragen, wenn der Grund zum Beispiel marode Infrastruktur ist und somit das Verschulden bei der DB InfraGO AG liegt und nicht bei uns“, ärgert er sich. Dazu kämen noch die Kosten für Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen und Taxis. Diese SEV-Kosten werden der BRB zwar vom Freistaat erstattet, allerdings wurde die Höhe vor Jahren ausgehandelt, als die Kosten noch deutlich niedriger waren als heute. Nachgebessert wurde nie. Hinzu kommt, dass inzwischen viel mehr Baustellen und Störungen der Infrastruktur auch viel mehr SEV erforderlich machen als ehemals angenommen.

Schuchmann rechnet an einem Beispiel vor: „Im Netz Oberland sind wir rein rechnerisch zu Beginn des aktuell noch geltenden Verkehrsdurchführungsvertrages davon ausgegangen, dass jeder 300-ste Zug ausfallen wird. In der Zwischenzeit fällt etwa jeder zwanzigste Zug aus. Bezahlt bekommt die BRB allerdings nur Züge, die auch fahren. Wer den Zugausfall verursacht hat, spielt keine Rolle. Zug fährt nicht und wir bekommen kein Geld. Und zusätzlich haben wir die Kosten für die Busse zu tragen.“

Seit der Einführung des Deutschland-Tickets sinken noch dazu die direkten Einnahmen aus dem Ticketverkauf, obwohl gleichzeitig die Fahrgastzahlen in den BRB-Zügen insgesamt deutlich und teilweise sogar drastisch gestiegen sind. Damit erhöhen sich auch die Kosten, zum Beispiel für die Zugreinigung. Die Ausgleichszahlungen berücksichtigen solche Entwicklungen im laufenden Verkehrsdurchführungsvertrag nicht. Nötig wäre eine Planungssicherheit mit finanziellen Anpassungsmöglichkeiten, statt dem Hin und Her zwischen Bund und Ländern. Doch der Geschäftsführer der Bayerischen Regiobahn kann auch Positives berichten. Wenn der Bahnverkehr nicht nach Fahrplan läuft, will der Fahrgast wissen, wann und wie es weitergeht. Dafür hat die BRB Ende 2024 ihren bisherigen Fahrgastinformationskanälen einen weiteren hinzugefügt und Schuchmann kann schon ein erfolgreiches Zwischenfazit ziehen: „Wir haben als erstes Eisenbahnverkehrsunternehmen in Deutschland WhatsApp zur Fahrgastinformation eingeführt. Für jedes unserer Netze gibt es einen eigenen Abo-Kanal auf WhatsApp. Auffällig ist, dass seit der Einführung Mitte November die Fahrtgastbeschwerden signifikant nach unten gegangen sind. Umfangreiche und zuggenaue Informationen in Echtzeit, bei Lageänderung blitzschnelle Aktualisierung, das zahlt sich aus und die Fahrgäste haben mehr Verständnis, wenn sie den Grund für Verzögerungen kennen. In den Netzen Oberland und Chiemgau-Inntal haben wir jeweils schon über eintausend Abonnent*innen.“ Unter www.brb.de/whatsapp sind die Details zu finden.

Eine weitere Neuerung ist die Webseite www.bockauflok.de. Selbstverständlich richtet die BRB ihren Fokus auf die Fahrgäste. Doch ohne ausreichend Personal ist ein reibungsloser Betrieb nicht möglich. Modern, sympathisch und teamorientiert präsentiert sich Bayerns zweitgrößtes Eisenbahnverkehrsunternehmen mit insgesamt rund 860 Mitarbeitenden auf seiner Webseite für Jobsuchende.

Die MVV-Verbundraumerweiterung, die vor einem Jahr begonnen hat, schreitet voran. Vor einem Jahr schlossen sich die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach, Rosenheim und die Stadt Rosenheim dem MVV an, seit 1. Januar 2025 sind auch die im BRB-Streckennetz liegenden Landkreise Landsberg am Lech und Weilheim-Schongau neue Partner im MVV. Egal, mit welchem öffentlichen Verkehrsmittel Fahrgäste unterwegs sind, es wird nur ein Fahrschein benötigt – eine große Erleichterung.

Was der BRB allerdings jedes Jahr von Neuem Sorgen macht, ist die Unachtsamkeit und Ignoranz, mit der zu Fuß Gehende sowie Fahrrad- und Autofahrende Gleise an Bahnübergängen, auf freier Strecke und in Bahnhöfen überqueren. Beinahe täglich kommt es dabei zu gefährlichen Situationen und Triebfahrzeugführende können Unfälle oftmals erst in letzter Sekunde durch eine Schnellbremsung verhindern – manchmal auch nicht. „Zug hat Vorfahrt“ hieß es deshalb auch wieder im Jahr 2024. Eine Schulklasse war hautnah dabei, als im Netz Berchtesgaden-Ruhpolding ein BRB-Zug eine Schnellbremsung demonstrierte und sich die meisten der Schülerinnen und Schüler beim Bremsweg deutlich verschätzten, weil sie glaubten, der Bremsweg sei bei einem Zug ähnlich kurz wie bei einem Auto. „Das Netz hat eine auffällig hohe Zahl an Bahnübergangsunfällen und Beinaheunfällen zu verzeichnen, deshalb wollten insbesondere wir auf die Gefahren aufmerksam machen“, erzählt Arnulf Schuchmann. „Der Aufwand für solche Aktionen ist enorm, doch wenn damit auch nur ein Menschenleben gerettet werden kann, hat er sich bereits gelohnt.“

Aufklärung ist für die BRB in jeder Hinsicht ein wichtiger Baustein im Umgang mit den Fahrgästen. Das war auch der Anstoß für ein Projekt mit dem Titel „Next Stop: Dream Job“. Angesprochen wurden Mitbürgerinnen und Mitbürger mit ausländischen Wurzeln, denen auf einer Zugfahrt zwischen Augsburg und Ingolstadt das Bahnfahren nähergebracht und zugleich auch die Jobmöglichkeiten bei der BRB aufgezeigt wurden. Im „KidsExpress“ schlüpften Kinder in die Rolle eines Kundenbetreuenden und erfuhren viele interessante Details rund um das Zugfahren. Der Zug ist gerade für Kinder ein Erlebnis, weil im Alltag oft das Auto genutzt wird.

Damit die BRB mit über 37 Millionen Fahrgästen pro Jahr auch weiterhin eine feste Größe im Eisenbahnverkehr Bayerns bleibt, muss sie sich immer wieder an Ausschreibungen beteiligen. Die Bestandsstrecken werden zwar für mehrere Jahre vergeben, aber danach können sich alle interessierten Unternehmen aus der Bahnbranche wieder bewerben. 2024 wurde das Oberland, das Herzstück der BRB, ausgeschrieben und wieder von der Bayerischen Regiobahn gewonnen. Derzeit läuft die Ausschreibung für das Netz Chiemgau-Inntal. In Holzkirchen, dem Stammsitz der BRB, wird auf Hochtouren daran gearbeitet.

Und welches Fazit zieht der BRB-Geschäftsführer in seinem Rück- und Ausblick? „Wir stehen jedes Jahr vor neuen Herausforderungen, aber ohne uns steht Deutschland still. Das sieht man gut zu Streikzeiten. Und wer etwas für den Klimaschutz tun will, fährt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wann immer es möglich ist. Wünschenswert wäre, dass wir wieder mehr Planungssicherheit bekommen und uns wieder voll und ganz auf das konzentrieren können, was unsere eigentliche Aufgabe ist, nämlich unsere Fahrgäste sicher, pünktlich und komfortabel an ihr Ziel zu bringen. Das zu schaffen, wird allerdings wohl auch 2025 nicht immer leicht werden, doch wir geben unser Bestes. Dafür arbeiten unsere Triebfahrzeugführenden und Kundenbetreuenden in unseren Zügen und im Hintergrund viele weitere Mitarbeitende in unseren Betriebswerken, in der Betriebsleitzentrale, der Ausbildung, der Verwaltung. Und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit und auch an allen Feiertagen. Das sollten wir nicht vergessen.“