„Schwerer Unfall an Bahnübergang: Familie mit Baby verletzt“, „Tragödie in Bayern: Zug erfasst Brüder“, „Auto und Zug kollidiert“ – solche Schlagzeilen sind immer wieder zu lesen und bedauerlicherweise keine Seltenheit. 2020 kam es bayernweit zu über 50 Bahnübergangsunfällen. Elf davon mit Todesfolge. Damit sich solche Szenarien nicht wiederholen, initiierte die BRB die bayernweite Informationskampagne „Zug hat Vorfahrt“, für die sie viele Partner gewinnen konnte: ADAC Nordbayern und ADAC Südbayern, Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), DB Sicherheit, Bundespolizei und die Eisenbahnverkehrsunternehmen Agilis, Erfurter Bahn, Go-Ahead und Länderbahn. An insgesamt drei Aktionstagen erläutern die Akteure an ausgewählten Bahnübergängen deren sicheres Überqueren, simulieren eine Notsituation und veranschaulichen die möglichen Gefahren.
BRB-Geschäftsführer Fabian Amini hofft darauf, mit „Zug hat Vorfahrt“ die Verkehrsteilnehmenden zu sensibilisieren: „Jeder Bahnübergangsunfall ist ein Unfall zu viel. Nicht nur die direkt betroffenen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer und deren Angehörige leiden unter den schrecklichen Folgen solcher Unfälle, sie sind vielmehr auch für unsere Mitarbeitenden vor Ort traumatische Erlebnisse, die sie nicht so leicht wegstecken. An einer Straßenkreuzung käme niemand auf die Idee, einfach über eine rote Ampel zu fahren, während an Bahnübergängen zu viele ihr Leben und die Schicksale anderer leichtfertig aufs Spiel setzen. Der Zug ist schneller da, als man glaubt, und dann ist es bereits zu spät. Deshalb unser Appell zu höchster Vorsicht am Bahnübergang. Fuß vom Gaspedal, genau schauen und keinesfalls leichtsinnig werden. Unachtsamkeit und Zeitdruck am Bahnübergang können schnell tödlich sein!“
Ursachen für Unfälle
„Mehr als 95 Prozent aller Unfälle an Bahnübergängen sind auf ein Fehlverhalten der Autofahrer oder Fußgänger zurückzuführen, durchschnittlich jeder vierte endet tödlich“, stellt Rüdiger Lode, Vorstand für Verkehr, Technik, Umwelt des ADAC Südbayern, fest. Hauptursache seien in den meisten Fällen Unkenntnis der Verhaltensregeln, Unaufmerksamkeit und Leichtsinn, so der Experte. Mit der Kampagne wollen die Aktionspartner das Bewusstsein für die Gefahren an Bahnübergängen schärfen und an die Verkehrsteilnehmer zu umsichtigem Verhalten appellieren.
Auf Hinweistafeln achten
Bayernweit gibt es knapp 3300 Bahnübergänge. Jeder Übergang, egal ob mit oder ohne Schranken, wird mittels Verkehrszeichen angekündigt: Weiß-rote Baken weisen in 240 Metern, 160 Metern und 80 Metern Entfernung auf den Übergang hin, unmittelbar vor dem Kreuzungspunkt signalisiert das Andreaskreuz, dass der Schienenverkehr Vorrang hat. Zudem warnen Züge mit Pfeifsignalen die Verkehrsteilnehmer an technisch ungesicherten Stellen. Warum Verkehrsteilnehmer trotz rotem Blinklicht oder Warntafeln achtlos Bahnübergänge passieren, erläutert Lode: „Ursache sind in vielen Fällen Zeitdruck und der Irrglaube, die Situation unter Kontrolle zu haben.“ Zudem sieht er die Gefahr einer Routinehandlung: „Beim ersten Fehlverhalten liegt die Hemmschwelle vielleicht noch hoch, wenn jedoch beim wiederholten Male nichts passiert, sinkt das Risikobewusstsein.“
Enorm langer Bremsweg
Oft werden die Geschwindigkeit des Zuges und der Bremsweg völlig unterschätzt. „Selbst, wenn ein Lokführer eine sofortige Vollbremsung einleitet, benötigt ein 100 km/h schneller Zug rund 1000 Meter bis zum Stillstand“, erklärt Bärbel Fuchs, Geschäftsführerin der Bayerischen Eisenbahngesellschaft. Um Bahnübergänge sicher zu passieren, geben der ADAC und die Bayerische Eisenbahngesellschaft diese Tipps:
Weitere Informationen zum richtigen Verhalten an Bahnübergängen stehen auf der Website der BRB zusammen mit einem Film, der eindringlich zu höchster Vorsicht am Bahnübergang appelliert: